Weingut Jean-René Germanier
Im Westen nichts Neues?
Stimmt doch gar nicht. Zwar ist die Domaine Jean-René Germanier nicht gerade ein Newcomer unter dem Walliser Weinhimmel, aber es gibt im spannenden Sortiment des seit Ende des vorletzten Jahrhunderts gegründeten Weingutes viel zu entdecken.
Jean-René Germanier hat seine Nationalratsrobe abgelegt und zwar ganz bewusst, um sich seiner Weinliebe hinzugeben. „Und Bundesrat werde ich sowieso nicht“, meint er verschmitzt zu uns bei unserem letzten Besuch in Vétroz. Der humorvolle und sympathische Winzer hat es gemeinsam mit seinem Neffen Gilles Besse-Germanier geschafft, den im nördlichen Rhonestil ausgebauten Weinen zu nationalem und internationalem Renommee zu verhelfen. Gilles Besse-Germanier hat hierfür vor 15 Jahren ebenfalls seine Jazzmusikerkarriere an den Nagel gehängt und Musikinstrumente gegen Rebschere und Oechsle Refraktometer eingetauscht.
Autochthone Traubensorten wie Cornalin, Humagne und Amigne sind schon vor Beginn des „Hypes“ um Lokales und Althergebrachtes im Programm von Germanier. Auszeichnungen heimst Germanier aber auch mit seinem uninszenierten „Vétroz Les Terasses“ – Fendant ein, der als frischer und mineralischer Terroirvertreter auch für kleines Geld grosse Freude bereitet. Der Syrah „Cayas“ wird mittlerweile auch im Ausland als Kultsyrah gefeiert und öffnet seinem Geniesser die Tore zu einem vielschichtigen Geschmackserlebnis, das durch Frische, Frucht und Eleganz mit einer zarten Pfeffernote hervorsticht. Der „Blanc de Mer“ ist eine Verschmelzung von Lokalem und Internationalem, nämlich Amigne und Chardonnay, der „Rouge de Terre“ reimt sich nicht nur auf dem Weissen, er ist mit einer Assemblage aus Syrah, Gamay und Gamaret wieder eine Hommage an grosse französische Rebsorten mit einer Eigenzüchtung aus dem Wallis gekonnt vereint.
Die atemberaubenden Steilhänge, die spektakuläre Walliser Bergwelt und die herzlichen und besonderen Gastgeber versetzen uns schon jetzt in Vorfreude auf das nächste Mal, wenn es wieder heisst „Im Westen gibt’s eben doch Neues“ zu entdecken.